Mein zweiter Artikel in der Online-Zeitung „Das Hochformat“
Bedrohte Tierarten – was der Mensch schon angerichtet hat und was er jetzt noch tun kann
Elefant, Schmetterling, Kugelgürteltier und Weißbartpekari. Der Riese der Savanne, der gern gesehene Sommergast, der kleine kugelige Südamerikaner und das allesfressende Nabelschwein.
Diese Kombination ist ungewöhnlich, doch es gibt bedeutende Gemeinsamkeiten zwischen den vier Arten, nicht nur hinsichtlich ihres Rüssels. Sie alle sind gefährdet, wenn nicht sogar vom Aussterben bedroht, denn ihr Lebensraum wird immer knapper und ihre Existenz steht auf dem Spiel.
Elefant – der Riese der Savanne
Die Familie der Elefanten lässt sich in zwei Gattungen gliedern, in den Afrikanischen Elefanten und den Asiatischen Elefanten, diese wiederum in mehrere Arten und Unterarten. Allesamt sind sie schon seit Jahrtausenden von den Menschen bedroht. Zum einen gejagt insbesondere wegen des wertvollen Rohstoffs Elfenbein, sind die Elefanten außerdem durch den Verlust ihres Lebensraums gefährdet, zum Beispiel durch den Bau von Straßen und Siedlungen. Auch aktuell wird noch sehr viel Wilderei betrieben. Einerseits jagen die Wilderer aus Gier, es gibt aber auch Menschen, die durch die Wilderei der Armut entkommen wollen. Wenn man die finanzielle Situation dieser Menschen verbessern könnte, würde zumindest ein Teil der Wilderer vielleicht mit der Elefantenjagd aufhören. An dieser Stelle könnte man sich jedoch die Frage stellen, ob mehr Wohlstand dafür wieder zu mehr Bauprojekten führen würde, die dann den Lebensraum der Elefanten weiter verkleinern. Solche Entwicklungen wären möglich. Wenn die Jagd auf Elefanten nicht bald aufhört, könnte es für die großen Dickhäuter allerdings zu spät sein. Allein zwischen 2007 und 2014 nahm die Population der Afrikanische Elefanten beinahe um ein Drittel ab.
Zwar ist der Handel mit modernem Elfenbein verboten, doch kaum jemand kontrolliert, ob das angebotene Elfenbein beispielsweise in Schmuck wirklich antik ist. „Antik“ heißt, dass die Elefanten vor 1947 getötet wurden, wobei für einzelne Staaten auch Ausnahmeregelungen gelten. Der Handel mit jüngerem, also modernem Elfenbein ist dagegen strengstens untersagt. Forscher sind sich allerdings sicher, dass das meiste Elfenbein in Europa von Elefanten stammt, die vor nicht so langer Zeit noch durch die Wildnis streiften. Händler sollten entsprechende Nachweise vorlegen können.
Schmetterling – der gern gesehene Sommergast
Parallelen zwischen dem großen exotischen Dickhäuter und dem zarten heimischen Falter gibt es überraschend viele. Die Zahl der Schmetterlinge ist wie die der Heuschrecken – und Elefanten – drastisch zurückgegangen. Die IUCN (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) meldete im Jahr 2017, dass weltweit mehr als ein Viertel aller Grillen- und Heuschreckenarten vom Aussterben bedroht sind. Und bei den Schmetterlingen ist es fast genauso schlimm. Insbesondere in vielen asiatischen Staaten werden Schmetterlingsflügel für Mosaike oder andere Dekorationen verwendet. In Europa resultiert die Gefährdung der Schmetterlinge vor allem aus dem Verlust ihrer Lebensräume. Durch die Entwässerung von Feuchtgebieten, durch Aufforstung und Bebauung und durch die sehr verstärkte Landwirtschaft verlieren Schmetterlinge und Raupen sowohl ihren Lebensraum als auch wichtige Futterpflanzen, deren Wachstum beeinflusst wird. Die Schmetterlingsarten sind allerdings an bestimmte Pflanzen angepasst und können sich ohne sie nicht mehr entwickeln. In Deutschland sind nur die Hälfte aller Schmetterlingsarten nicht gefährdet, 2% sind schon ausgestorben oder verschollen. Eine Bestandsaufnahme in Bayern zeigte 2016 beispielsweise, dass sogar bei weit verbreiteten Arten bloß noch jeder zehnte, manchmal sogar hunderste Schmetterling verblieben ist. Einige Schmetterlingsarten sind bereits vollständig verschwunden. Andreas Segerer, Schmetterlingsforscher an der Zoologischen Staatssammlung München, meint, Langzeitstudien hätten gezeigt, dass in den letzten fünfzig Jahren in Bayern auch die Bestände gewöhnlicher Schmetterlingsarten um 90%, in manchen Fällen sogar um 99% zurückgegangen seien. Dieser Befund führt noch einmal klar und deutlich vor Augen, wie sehr die Existenz der Schmetterlinge bedroht ist. Und wenn man ehrlich ist, sind es nicht mehr so viele Schmetterlinge, denen man heutzutage noch begegnet.
Den kleinen und schmucken Faltern zu helfen ist relativ einfach: reich mit Blumen, am besten Wildblumen, bepflanzte Balkone und Gärten erleichtern die Nahrungsbeschaffung und bieten Plätze zum Ausruhen. Besonders die Raupen fühlen sich in verwilderten Gärten mit viel Unkraut wohl; vor allem im Winter, wenn die Quartiere rar sind.
Kugelgürteltier – der kleine kugelige Südamerikaner
Es war das Maskottchen der FIFA WM 2014. Dadurch erlangte das Kugelgürteltier zwar mehr Aufmerksamkeit, doch gilt es weiterhin als „Gefährdet“. Die Kugelgürteltiere sind eine Gattung in der Gruppe der Gürteltiere, die wiederum in zwei heute lebende Arten unterteilt werden können. Das Südliche Kugelgürteltier kommt in Südwestbrasilien, im Osten Boliviens sowie in Paraguay und Nordargentinien vor. Das Nördliche Kugelgürteltier lebt im Nordosten Brasiliens. Da sie durch ihre Fähigkeit, sich bei Gefahr einzurollen, gegen natürliche Fressfeinde weitgehend geschützt sind, ist der Mensch fast ihr einziger Feind, da er die kleinen gepanzerten Tiere aufsammeln und mitnehmen kann. Die Kugelgürteltiere werden vor allem wegen ihres Fleisches gejagt. Außerdem wird ihr Lebensraum mehr und mehr eingeschränkt. Das Südliche Kugelgürteltier wird daher als potentiell gefährdet eingestuft, das Nördliche sogar als gefährdet, da sein Lebensraum zum Teil bereits um die Hälfte geschrumpft ist. Der Bestand ist in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren um mehr als ein Drittel zurückgegangen.
Wie bei den Elefanten sollten die Staaten versuchen, die Wilderei zu stoppen und den natürlichen Lebensraum der Tiere zu schützen. Wiederansiedlungsmaßnahmen, die beispielsweise die Przewalski-Wildpferde retteten, könnten auch die Population der Kugelgürteltiere stärken. Auch die Entscheidung, das gefährdete Tier als Maskottchen für die WM in Brasilien auszuwählen, war ein bewusstes Zeichens für den Naturschutz. Möglichst viele Menschen auf die Gefährdung aufmerksam zu machen, ist schon mal ein erster guter Schritt.
Weißbartpekari – das allesfressende Nabelschwein
Das Weißbartpekari lebt in weiten Teilen Südamerikas, sein Lebensraum erstreckt sich von Südmexiko bis Argentinien. Es braucht großflächige, unzerstörte Wildnis, die heutzutage allerdings immer seltener wird. Durch die menschliche Besiedlung seines Lebensraum verliert das Weißbartpekari nicht nur seine Heimat, es wird auch immer einfacher, es zu jagen, obwohl die Jagd ohnehin illegal ist. In Uruguay wurde es schon vor 100 Jahren ausgerottet. In anderen Staaten nahm der Bestand des Nabelschweins ebenfalls ab. Nach Angaben der IUCN ist die Population des Weißbartpekaris in Costa Rica und Mexiko um über 80% zurückgegangen. Insgesamt ist die Population in den letzten achtzehn Jahren um 30% geschrumpft. Es wird vermutet, dass die Populationszahlen auch noch weiterhin sinken werden. Neben dieser Tatsache sind das Schwinden des Lebensraums der Weißbartpekaris, die illegale Jagd auf sie sowie die Konkurrenz der Nutzviehhaltung eindeutige Gründe, warum die Art auf der Roten Liste als „Gefährdet“ eingestuft wird.
Um die Tiere zu schützen, müsste die illegale Jagd gestoppt werden und für Populationswachstum gesorgt werden, zum Beispiel indem die Tiere in ihrem Lebensraum in Ruhe gelassen oder von Menschenhand aufgezogen und später ausgewildert werden. Da das Weißbartpekari große Streifgebiete benötigt, wäre eine nachhaltigere Waldwirtschaft förderlich. Das Sigel von Organisationen wie etwa das der FSC® (Forest Stewardship Council) bei Produkten aus Holz und Papier deuten auf solch eine nachhaltigere Waldwirtschaft hin. Zwar werden dafür trotzdem Bäume gefällt, aber an den Erhalt von Tier- und Pflanzenarten und deren Lebensraum wird gedacht.
Organisationen und Abkommen, die sich für den Schutz von Tieren und Pflanzen einsetzen, gibt es einige, national und international. Zum Einstieg soll eine Handvoll von ihnen kurz vorgestellt werden. Die Auflistung erfolgt dabei nicht nach ihrer Wichtigkeit.
Am 3. Mai erinnert der „Tag des Artenschutzes“ an das 1978 unterzeichnete Washingtoner Artenschutzabkommen, das den internationalen Handel mit gefährdeten Arten kontrolliert, sowohl mit Pflanzen- als auch mit Tierarten. Aus dem Abkommen ist die internationale Organisation CITES (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) mit Sitz in Genf hervorgegangen, die vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen verwaltet wird. Seit 1976 ist auch Deutschland Mitglied der CITES.
In nicht einmal drei Wochen gibt es wieder etwas zu feiern: Der 22. Mai ist der „Internationale Tag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt“. Am 22. Mai 1992 wurde in Nairobi ein Abkommen vereinbart, das die Biodiversität schützen soll. Daran möchte die UNESCO mit ihrem Aktionstag jährlich erinnern. Ebenfalls in der Schweiz, wie die CITES, diesmal allerdings in Gland, hat die internationale Nichtregierungsorganisation IUCN (International Union for Conservation of Nature) ihren Sitz, die den Menschen Natur- und Artenschutz näherbringen möchte. Die IUCN fertigt beispielsweise die Rote Liste gefährdeter Arten an; die erste dieser Listen erschien 1962. Für die Einordnung werden die Arten in verschiedene Gefährdungskategorien unterteilt. Anhand von Kriterien werden die Arten ermittelt, die in naher Zukunft aussterben werden, etwa indem man die Entwicklung der Populationsgröße in Betracht zieht. Die erste Rote Liste, die auch Pflanzenarten enthielt, erschien im Jahr 2000. Ihre Pflege kostet jährlich fünf Millionen Dollar. Die IUCN ist dabei vor allem von freiwilligen staatlichen Unterstützungen und von privaten Spenden abhängig.
Aber auch auf nationaler Ebene gibt es einige Organisationen, die im Umweltschutz aktiv sind. Deutschlands ältester Umweltverband ist der NABU, der 1899 als „Bund für Vogelschutz“ gegründet wurde und sich heute um Pflanzen, Tieren und ihre Lebensräume in der ganzen Bundesrepublik kümmert. Dieser Artikel sollte allerdings nur über die Bedrohung der Tiere berichten, dargestellt an der Gefahr für unsere vier Rüsseltiere.
Meinung
Der Mensch verursacht aktuell das größte Massenaussterben seit dem Verschwinden der Dinosaurier. Wir alle können helfen, indem wir umweltbewusster leben, zum Beispiel hinsichtlich unseres Fleisch- und Plastikkonsums oder was unsere Mobilitäts- und Reisegewohnheiten angeht. Wirklich jede und jeder Einzelne von uns kann einen kleinen Teil dazu beitragen, das Artensterben aufzuhalten oder es zumindest nicht zu begünstigen.