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The sailors and the girl

Eine englische Kurzgeschichte

Quelle: Privat

They abandoned the ship and set foot on the island for the first time. The sand scrunched under their shabby shoes and the crew observed the surrounding with deep respect.

The beach was long and white and looked like fresh snow which has never been touched before. Further away were great rocks bigger than houses with colourful flowers and plants growing on it, rooted in the old and grey stone.

But … was was that? In between the grasses were two brown feet

Benjamin was the first to see it. „Captain, there is a-“ He stopped, staring at the little person that stood up slowly and looked down at the crowd of sailors on the sand.

„Child.“, the captain finished his sentence.

There she was. A girl, not older than twelve summers, with dark curly hair, her arms akimbo. Bravery and determination on her face, she kept the strangers under review like a young queen reigning her people. It seemed as if the men were afraid of her, even though she didn’t have a weapon and they had almost a dozen.

Then, all of a sudden, there was a noise, sounding as if something deep in the bushes had moved.

Being a very alert man, the captain immediately assumed armed troops hiding behind the rocks. „Shoot her!“, he commanded his comrades.

Some of them held up their pistols and pointed their barrels on the girl, but none of them followed the captains order. This innocent kid reminded them of their own children far away where home was, and they couldn’t kill a harmless and beautiful creature like that.

Upset since his men didn’t do what he had told them, the captain repeated his order angrily. „I said: Shoot her!“

But again, the sailors were unable to make us of their weapons. They were still aiming at the girl that didn’t seem to be afraid, but their fingers were as motionless as the stone the child had climbed.

The captain said something with a snarl and aimed his pistol on the girl himself. Seeing it from the corner of his eye, Benjamin turned around and levelled his gun on the captain without thinking.

From above, the brave girl observed the scene. She smelled the different scent the men brought, noticed their strange appearance, felt their cruelty and heard a gunshot.

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Maybe tomorrow

Eine englische Kurzgeschichte

Quelle: Privat

On the first day of her holiday, she opened the window of her hotel room and wondered what the next two weeks would bring. Maria had never been travelling on her own before, hence she was a bit afraid of what would cross her path. Nevertheless, she wanted to make use of this trip to Dublin since as a student she couldn’t afford to go on holiday often.

Maria paused to think. No, it wasn’t a normal holiday, it wasn’t a time for enjoying the sea or for strolling around in the city. She had refused to accompaign her best friend Zoe to spend these two weeks at a nice holiday lodge in southern Spain. By contrast, Maria flew to Ireland to find out more about her past of which she didn’t know much.

As Maria left the room and made her way down to the lobby, she began sweating and freezing at the same time. With her plan having been made there was no going back. She would have to speak to him, otherwise she would perhaps miss her only chance to get to know her father. A man, who didn’t even know that she existed and whom she had never seen before. A stranger, so to say.

He, the hotel manager, stood behind the counter and had a phone call. Seeing Maria coming, he hang up and put on a smile. For a second, Maria took it as a signal that he had recognized her, but then she remembered that he probably gave this smile to every guest in his hotel. It was part of his job, it wasn’t a smile a father would give to his daughter.

Arriving at the counter, Maria checked the name tag again – Mr. March, right – and hesitated.

Ask him whether he had a relationship with Josephine Brown, her mother, twenty years ago, a voice urged in her head.

Maria inhaled deeply, but she wasn’t ready yet to tell this man the truth. She just asked for more towels.

While her father left the lobby to follow her demand, she sighed and whispered: „Maybe tomorrow…“

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„Für Elise“

Meine Schreibwettbewerbs-Kurzgeschichte im digitalen Erzählformat

Das hier ist mein Beitrag für den Schreibwettbewerb „Frankfurt Young Stories 2020“ der Frankfurter Buchmesse. Dieses Jahr kann man auch Geschichten und Gedichte im digitalen Format einreichen, was mich sehr inspiriert hat.

Im Folgenden seht ihr meine audiovisuelle Kurzgeschichte. Ich hoffe, sie gefällt euch! 🙂

#frankfurtyoungstories

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amy‘ s writing recipe

amy's writing recipe - tried and trusted
write colourfully in black and white

write tangibly in plane letters

write audibly without noise

write tastefully with spicy sentences

write odorously without additives

write distinctly with endless meanings…

write. 
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„Ein wunderlicher Nachmittag“

Eine Geschichte für jung und alt in Krisenzeiten

Diese Geschichte habe ich Ende März während der Corona-Hochphase geschrieben, ursprünglich nur als Ostergeschenk für meine kleinen Au pair-Jungs aus England (die aber auch Deutsch sprechen), von denen ich mich frühzeitig verabschieden musste. Zustätzlich habe ich den Text allerdings noch an das Mitteilungsblatt unserer Gemeinde geschickt, wo es dann wöchentlich in Abschnitten abgedruckt wurde – so konnte ich mehr Leute damit erreichen, was mir eine große Freude war.

Ich wollte damit eine Geschichte schreiben, die für Kinder und Erwachsene gleichermaßen unterhaltsam ist, sich auf den aktuellen Alltag bezieht und vor allem Ablenkung und den Glauben an das Schöne, Wundersame in diesen Zeiten schenkt. Und – nicht zu vergessen – vielleicht ein paar Menschen zum Lächeln oder sogar Lachen bringen kann!

Aber jetzt genug geredet – hier ist sie, die Geschichte:

Ein wunderlicher Nachmittag

Passt ein Gartenzwerg in eine Sockenschublade? Fühlt sich ein Regenwurm im Kaffeepulver genauso wohl wie unter der Erde? Essen Eichhörnchen gerne Nusskuchen und können grüne Ampelmännchen oder -frauchen auch mal stillstehen? Vielleicht habt ihr euch die eine oder andere dieser Fragen einmal selbst gestellt. Ganz alltägliche Situationen beschreiben sie nicht gerade, aber es passiert auch ganz Außergewöhnliches an ganz normalen Tagen, wenn man nur die Augen offen hält. So war es auch bei Finn und Mia, die auf all diese Fragen plötzlich Antworten finden mussten – und am besten die richtigen und alle auf einmal.

Aber der Reihe nach. Alles begann an einem Mittwochmorgen. Wie in den letzten Wochen erklärten Mama und Papa ihnen, dass sie auch heute nicht in die Schule und in den Kindergarten gehen würden, was die Laune der beiden sowieso schon trübte. Klar, den ganzen Tag zu Hause zu spielen war ja mal ganz lustig, aber langsam reichte es ihnen. So grübelte Finn zuerst ein Weilchen mit Mama über ein paar Rechenaufgaben, und Mama musste immerzu ihre Lesebrille aufsetzen und sagte: „Lass mich nochmal schauen, wie das geht… Es ist schon so lange her, dass ich das gelernt habe.“ Und Mia saß daneben und malte und kritzelte in ihr Rätselheft und wunderte sich, das Mama überhaupt mal zur Schule gegangen war und gelernt hatte.

Draußen klopfte prasselnder Regen an die Fensterscheibe und der kalte Wind blies die Tropfen durcheinander, sodass ein wilder Tanz begann. Leider wollte er gar nicht mehr aufhören, dieser Tanz, nein, schlimmer noch, das Unwetter wurde kräftiger, als würde die Welt draußen untergehen. Nach dem Mittagessen sollten Finn und Mia spielen und Mama und Papa ein paar Stunden in Ruhe arbeiten lassen.

„Dürfen wir auf den Fußballplatz?“, fragte Finn und schnappte sich schon den Ball, der im Flur neben dem Schuhregal gelegen hatte.

„Das geht heute leider nicht.“

„Und in den Garten?“ Mia sah ihre Eltern hoffnungsvoll an.

„Ihr seht doch, wie es draußen regnet. Der Garten steht fast unter Wasser.“, seufzte Papa und kratzte sich am Hinterkopf. „Es tut uns leid. Aber ihr müsst heute wieder im Haus bleiben.“

Auf Finns Stirn bildete sich eine steile Falte. „Aber ich spiele Fußball doch sonst auch bei jedem Wetter!“

Mama und Papa wechselten einen ratlosen Blick.

Nun seufzte auch Mama. „Heute geht es nun mal nicht.“

Finn musste nicht lange nachdenken, um sich einen Kompromissvorschlag zuüberlegen: „Können dann wenigstens Leo und Tim vorbeikommen?“

Papa schüttelte den Kopf. „Das geht im Moment leider auch nicht.“

Finn und Mia stemmten die Hände in die Hüften. Doch es half alles nichts. Seit kurzer Zeit waren Mama und Papa noch sturer geworden was Regeln betraf. Da half nicht einmal der altbewährte Dackelblick, das hatte Mia in den letzten Tagen mehrmals vergeblich versucht.

„Jetzt ab mit euch ins Spielzimmer.“ Mama lächelte zwar, doch sie wirkteangespannt. „Ach ja, in der Küche steht der Nusskuchen, den ich gestern gebacken habe, falls ihr nachher Hunger bekommt.“ Und damit verschwanden sie und Papa in ihren Arbeitszimmern.

„Na toll…“, brummte Finn mürrisch; nicht einmal der Gedanke an den Kuchen konnte ihn aufmuntern, im Gegenteil, Mama war eine schreckliche Bäckerin. Nur leider wusste sie es nicht. „Und nun?“

Ja, was nun? In den vergangenen Wochen hatten sie mit allem Spielzeug, das sie besaßen, schon etliche Male gespielt. Allmählich gingen ihnen die Ideen aus.

Die Geschwister schlurften zur Fensterfront im Esszimmer und Mia schaute gedankenverloren in den Garten, der direkt vor ihr und doch durch die mit Regentropfen benetzte Scheibe von ihnen getrennt war. Finn drückte sich die Nase am Fensterglas platt.

„Wir könnten durch Pfützen springen…“, murmelte er. „Und Wasserfußball spielen.“

„Wir könnten einen Zaubertrank anrühren.“, fügte Mia hinzu.

„Regenwürmer retten.“

„Einen Regentanz machen.“

Zwei sehnsuchtsvolle Seufzer zur selben Zeit.

Und plötzlich ein Klopfen. Gedämpft und hohl klang es. Und seltsam … nah.

Finn und Mia tauschten verwunderte Blicke. Gleichzeitig drehten sie sich zur Terrassentür und kippten vor Überraschung beinahe um. Da stand ein Gartenzwerg! Wahrhaftig! Eine rote Mütze hatte er auf und eine grüne Latzhose dazu, unter der sich ein kugelrunder Bauch wölbte. Seine kurzen Stummelbeine steckten in gelben Gummistiefeln und seine rote Knollennase ließ einen Schnupfen vermuten.

Den Kindern hatte es die Sprache verschlagen. Dem Gartenzwerg anscheinend nicht. Mit seiner behandschuhten Faust hämmerte er verärgert gegen die Scheibe der Terrassentür und schimpfte dabei ausgelassen vor sich hin, jedoch hörte man es drinnen kaum, weil die Scheibe so dick war.

„Ist der echt?“, fragte Mia, die als Erste wieder zu Worten gefunden hatte.

Finn nickte mechanisch, die Augen noch immer auf den seltsamen Besucher gerichtet.

„Sollen wir ihm aufmachen?“ Mia legte den Kopf schräg. Der Zwerg sah irgendwie niedlich aus. Und außerdem hatte er genau die richtige Größe für ihren Puppenwagen.

Finn nickte wieder als wäre er ein Roboter, schien den ersten Schock jedoch überwunden zu haben und öffnete die Gartentüre.

Sofort stolperte der Gartenzwerg über die Schwelle. „Na endlich!“, keuchte er außer Atem und musste viermal hintereinander niesen. „Hat das gedauert! Ihr könnt doch einen armen alten Mann wie mich nicht in diesem Jahrhundertsturm versauern lassen!“

„Psssst!“, machten die Kinder, und Finn legte seinen Zeigefinger auf die Lippen.

„Nicht so laut, unsere Eltern dürfen dich nicht hören.“

Der kleine Kerl verengte die grünen Augen zu Schlitzen. „Warum? Haben sie etwa was gegen Gartenzwerge?“, wollte er wissen, diesmal zum Glück eine Spur leiser.

Finn zögerte. „Na ja … ich würde eher sagen, sie haben etwas gegen Besucher im Allgemeinen…“

„Aha.“, machte der Gartenzwerg, wenig überzeugt. „Komische Eltern sind das. Aber was soll‘ s. Hauptsache, sie haben ein warmes Bett für die Nacht übrig. Oder zumindest bis der Regen aufhört.“

Mia musste nicht lange darüber nachdenken. „Ich hab ein Puppenbettchen, das kannst du dir mit Emma und Luise teilen.“

„Und wir haben eine riesige Kommode mit Socken und so, ist sicher bequem dort.“, ergänzte Finn. „Das ginge sonst auch.“

„Ich nehme Option Numero zwei.“, erwiderte der Gartenzwerg wie aus der Pistole geschossen. Dann fiel ihm wohl auf, dass er sich noch gar nicht vorgestellt hatte, und fand das wohl unhöflich. „Mein Name ist übrigens Alfred.“, sagte er daher und streckte seine von den Regengüssen noch feuchte Hand aus. „Und wie heißt ihr?“

Die Kinder erwiderten die Begrüßung und nannten ebenfalls ihre Namen.

„Finn.“

„Und Mia.“

„Schön, euch kennenzulernen, Finn und Und-Mia.“ Alfred lächelte ein fast zahnloses Lächeln.

Die Geschwister kamen gar nicht erst dazu, etwas zu entgegnen, denn schon im nächsten Augenblick ertönte erneut hektisches Klopfen. Finn, Mia und Alfred fuhren herum. Auf der Fensterbank hockte ein rotbraunes Eichhörnchen mit büscheligem Schwanz und panisch aufgerissenen Augen.

Eilig öffnete Finn das Fenster und ließ das Eichhörnchen herein. Eine eisige Brise wehte durch den Raum, dann war das Fenster wieder geschlossen. Ein paar Sekunden lang herrschte Schweigen, das Eichhörnchen sah überfordert vom einem zum anderen, dann brach es schließlich in Tränen aus.

„Psssst!“, zischten die Kinder und Alfred erschrocken.

Das Eichhörnchen unterbrach sein Jammern und blinzelte irritiert in die Runde. „Man wird doch wohl noch Heulen dürfen!“, schluchzte es gekränkt auf und wollte sich gerade in einen neuen Weinkrampf stürzen, da nahm Mia es vorsichtig auf den Arm und strich liebevoll über sein nass-verklebtes Fell.

„Ist ja gut, Kleiner…“, beruhigte sie ihn.

„Ich bin erwachsen!“, empörte sich das Eichhörnchen und vergaß auf einmal ganz, dass ihm ja so schrecklich elend zu Mute war. „Mein Name ist Gustav Dieterich Christopher von und zu Eich d‘Horn.“

Drei Münder klappten auf und blieben offen stehen.

„Aber … Herr Eichhorn ist auch okay…“, lenkte Herr Eichhorn murmelnd ein.

„Suchst du … zufällig auch eine Übernachtungsmöglichkeit?“, fragte Finn es dann.

Die Augen von Herrn Eichhorn weiteten sich, bis seine Pupillen einen gigantischen Durchmesser erreichten. „Das hier ist ein Hotel? Ich fühle mich sehr geehrt. Heute muss mein Glückstag sein!“

„Nein, wir sind eigentlich kein Hotel…“, gab Finn zu und hoffte, damit keinen weiteren Weinkrampf auszulösen. Das Eichhörnchen schien sich jedoch schon beruhigt zu haben. „Wir sind einfach nur Finn, Mia und Alfred.“

„Du kannst aber gerne über Nacht bleiben.“, bot Mia großzügig an und lächelte.

Herr Eichhorn sah sehr gerührt aus, lehnte jedoch dankend ab. „Ich fühle mich pudelwohl in meinem Nest. Nur bin ich unheimlich hungrig, da ich vergessen habe, wo meine Nüssen vergraben liegen. Und außerdem fürchte ich mich doch so sehr vor dem Regen und den tiefen Pfützen…“

Finn und Mia tauschten einen langen, vielsagenden Blick.

„Ich glaube, wir haben da was für dich…“, meinte Finn und eilte auch schon los. Als er kurz darauf mit Mamas Nusskuchen zurückkehrte, staunten Alfred und Herr Eichhorn nicht schlecht.

„Das ist Nusskuchen“, erklärte Finn und stellte den Teller auf dem Esstisch ab.

„Ist das nichts für dich?“

„Und ob!“, strahlte Herr Eichhorn, leckte sich alle zehn Fingerchen der Reihe nach sauber und machte sich ans Verzehren des ersten Stückes.

Alfred kletterte ungeschickt auf einen Stuhl und linste von dort aus begierig auf das duftende Gebäck.

„Du darfst auch.“ Finn lächelte, und Mia rief: „Haut rein!“ Die beiden Kinder grinsten einander zu. Nur gut, wenn der Kuchen wegkam.

Doch als gerade einmal fünf Sekunden zufriedenen Schweigens um waren, quiekte Herr Eichhorn abermals auf.

„Was ist denn nun schon wieder?“ Finn wurde es langsam zu bunt.

„Klein-Würmling!“, wimmerte das Eichhörnchen.

„Was?“

Herr Eichhorn sprang vom Tisch, huschte zur Terrassentür und zeigte nach draußen. „Klein-Würmling möchte auch herein!“

„Bitte wer?“, fragte Finn und schüttelte den Kopf, als hätte er sich verhört.

Doch Mia war schon zu Tür gelaufen, hatte sich hinuntergebeugt und sah sich suchend um. Es dauerte einen kurzen Moment, bis sie das, was das Eichhörnchen bereits als Klein-Würmling identifiziert hatte,erblickte, weil es gar so winzig war. Mia aber hatte Augen wie ein Raubvogel, und das Würmchen, welches auf dem Boden lag und seinen Körper zu ihnen nach oben reckte, schon einen Wimpernschlag später entdeckt. „Da hockt ein Regenwurm!“

„Erstens: Regenwürmer können nicht hocken.“, grummelte Alfred. „Zweitens hast du doch gehört, wie er heißt. Es schickt sich nicht, Leute nur nach Äußerlichkeiten zu benennen. Und drittens: Lass ihn endlich rein, Und-Mia, verdammt nochmal!“

Mia tat wie ihr befohlen und nahm den Regenwurm auf die flache Hand. „Na du?“ Sie stupste seinen glitschigen rosafarbenen Körper sachte an.

„Das kitzelt!“, gluckste das Würmchen.

„Das ist Klein-Würmling. Ein Freund von mir.“, verkündete Herr Eichhorn stolz, der inzwischen wieder auf der Tischplatte vor seinem dritten Stück Nusskuchen saß. „Er ist sicherlich auch hier, weil ihm der Regen zu viel ist. Er steht nicht so darauf wie die anderen Regenwürmer.“

„Und ihr habt euch in ‘ner Selbsthilfegruppe gegen Regenangst kennengelernt oder wie darf ich mir das vorstellen?“, brummelte Alfred genervt. Oh je, er war wirklich müde.

„Nein.“, entgegnete Herr Eichhorn spitz. „Wir sind zufälligerweise Nachbarn!“

„Aha.“, machte Alfred wieder.

„Na, wenn das so ist…“ Mia setzte Klein-Würmling auf dem Esstisch ab. „Willkommen bei uns zu Hause!“

„Das ist sehr lieb von euch!“ Der Regenwurm wand sich vor Freude.

„Kann ich … etwas für dich tun?“, fragte Finn dann. Er ließ sich mit einem kleinen Ächzen auf den Stuhl neben Alfred sinken. „Mannomann, ich spreche mit einem Regenwurm…“

Alfred zog die Stirn in krause Falten. „Und ausgerechnet das wundert dich? Schau dir doch mal die ganze Situation an!“

Finns aufgerissene Augen blickten in die Leere. „Sagte mir ein Gartenzwerg…“

„Der Gartenzwerg hat auch einen Namen!“, regte Alfred sich von Neuem auf, aber Klein-Würmling fiel ihm glücklicherweise ins Wort, ehe er weiter zetern konnte.

„Wenn ihr mir vielleicht eine kleine Schale mit Erde hättet… Nach Möglichkeit ein wenig angefeuchtet…“

„Aber sicher doch!“ Diesmal war Mia es, die in die Küche eilte. Sie brauchte ein wenig länger, aber als sie zurückkehrte, hatte sie eine Schüssel, die voll mit gebrauchtem Kaffeepulver war, in den Händen. Das Pulver sah tatsächlich wie Erde aus.

„Ich hoffe, das geht in Ordnung…“ Sie stellte die Schüssel auf dem Tisch ab und setzte Klein-Würmling vorsichtig auf die braune Oberfläche. Dieser grub sich sogleich mit dem Hinterteil darin ein.

„Perfekt!“, freute er sich.

Eine Weile lang guckten Finn und Mia sich ratlos an.

„Was machen wir denn jetzt?“, fragte Mia.

Ihr großer Bruder erhob sich. „Sollen wir dir gleich die Kommode zeigen, Alfred?“

Dieser schüttelte den Kopf. „Ihr habt ein Regal voll mit Dingen, die sehr spaßig aussehen!“, schwärmte er und zeigte auf den Schrank gegenüber im Flur, der randvoll mit allerlei Spielzeug und Brettspielen in den wildesten Farben und Formen gefüllt war. „Das würfelartige, grüne Etwas da zum Beispiel. Was ist das?“

„Ein Spiel.“

„Was für eins?“

„Irgend so ein Spiel eben.“, brummte Finn erneut. „Wir haben tausende davon. Aber wir haben sie alle schon so oft gespielt, die sind langweilig…“

Da begannen Mias Augen zu leuchten. „Aber noch nie mit einem Gartenzwerg, einem Eichhörnchen und einem Regenwurm…!“ In der nächsten Sekunde war sie auch schon auf und davon, bevor Finn überhaupt den Mund geöffnet hatte.

Und dann spielten sie alle zusammen. Zuerst war Finn sehr misstrauisch, dass das funktionieren geschweige denn Spaß machen könnte, doch das tat es, mehr als sonst. Sie spielten bestimmt ein Dutzend verschiedener Brettspiele, jedes an die zehn Mal, und es machte ihnen eine solche Freude, dass sie erst gar nicht bemerkten, dass schon wieder jemand an die Terrassentür pochte.

Herr Eichhorn mit seinem fabelhaften Gehör nahm die Geräusche als Erster wahr. „Da steht … eine grüne Gestalt in eurem Garten und möchte herein…“

Finn und Mia standen auf, um das besagte Wesen mit eigenen Augen zu sehen.

Hinter der Scheibe stand ein kleiner Mensch im Regen, der in etwa die Größe der Kinder besaß, von Kopf bis Fuß giftgrün war und einen Hut trug.

Finn öffnete die Terrassentür abermals. „Ich glaub, mich tritt ein Pferd…“, murmelte er und wurde so blass, als wäre er einem Gespenst begegnet. „Bist du … ein Ampelmännchen?“

„Ampelfrauchen!“, korrigierte ihn eine kräftige, weibliche Stimme. Die grüne Gestalt kam herein und schloss die Tür hinter sich mit etwas zu viel Schwung. Es schepperte. Die Geschwister zuckten zusammen. Doch Mama und Papa schienen unter ihren Kopfhörern und Headsets nichts gehört zu haben.

Tatsächlich. Die Gestalt war unverkennbar eine Frau. Sie nahm den Hut ab, schlüpfte aus den schlammigen, grünen Stiefeln und offenbarte ihre ebenso grünen Füße.

„Wir sind Finn und Mia…“, stellte Finn sich und seine Schwester zum wiederholten Male vor. „Und das sind Alfred, Herr Eichhorn und Klein-Würmling.“

Der Blick der Frau fiel auf das Brettspiel. „Ach, wie nett, ein Spielenachmittag! Habt ihr noch eine Figur frei? Am liebsten bin ich ja grün aber ich gebe mich auch mit einer der anderen Farben zufrieden, wenn‘ s sein muss.“

„Klar kannst du mitspielen!“, rief Klein-Würmling sofort.

„Hast du auch einen Namen?“, fragte Mia interessiert und beäugte die Besucherin neugierig.

„Nein, Ampelfrauen und Ampelmänner haben doch keine Namen!“ Die grüne Dame lachte schallend auf, als hätte Mia einen Witz gemacht.

Alfred musterte das Ampelfräulein verwirrt. „Warum bist du eigentlich hier? Hast du keine Straße zu bewachen? Und überhaupt, hast du nicht einen sehr trockenen Arbeitsplatz?“

Die Frau schüttelte den Kopf und ihre langen, grünen Haare flogen von einer Seite zur anderen. „Der Regen kommt aus jeder Richtung, falls du es noch nicht bemerkt hast!“, meinte sie schnippisch. „Und außerdem: Hast du nicht deinen Gemüsegarten zu bewachen, Zwerg?“ Sie seufzte und beruhigte sich ein wenig. „Sowieso ist heute total tote Hose. Schon die ganze Woche. Kein Mensch ist unterwegs. Und wenn, dann achten die meisten sowieso nicht auf mich oder meinen roten Kollegen, was soll ich dann da denn noch?“

„Apropos“, kam es Finn in diesem Augenblick in den Sinn. „Warum hast du das rote Männchen … oder … äh … Fräulein denn nicht mitgebracht?“

„Sag mal, warst du schon mal an einer Ampel, Junge?“ Die grüne Frau betrachtete ihn stutzig. „Sieht der rote Mann so aus, als könnte er sich bewegen? Stocksteif stehen sie da und Wurzeln haben sie geschlagen, sie sind doch alle gleich, die Männer…“

„Hey!“ Finn verschränkte die Arme vor der Brust und auch Alfred, Herr Eichhorn und Klein-Würmling sahen nicht besonders begeistert aus.

„War möchte eine Partie Uno spielen?“, wechselte Mia eilig das Thema, und sie spielten und spielten weiter, nun zu sechst, und sie lachten und waren fröhlich, bis Mamas Stimme irgendwann ins Esszimmer schallte.

„Kinder, ich werde jetzt kochen, in einer Viertelstunde gibt es Abendessen!“

Finn und Mia erschraken.

„Schon so spät?“, fragte Finn.

Ja, für die Geschwister war der Nachmittag entgegen aller Erwartungen fürchterlich schnell vergangen.

„Schade…“ Mia seufzte. „Kommt, wir gehen in unser Zimmer.“, sagte sie dann zu den Gästen und alle vier folgten ihr und Finn ins Kinderzimmer.

„Das ist die Kommode.“, sagte Finn zu Alfred und zog die unterste Schublade auf. „Mach es dir zwischen den Socken bequem.“

Alfred strahlte, schälte sich aus seinen Gummistiefeln, nahm die Zipfelmütze ab und kletterte in sein mollig-weiches Nachtlager.

Mia hatte die Reste des Kuchens und Klein-Wümrling in seiner sehr stark nach Kaffee riechenden Schale mitgenommen und stellte beides auf der Fensterbank ab. Herr Eichhorn sprang in Mias Puppenbettchen und rollte sich dort ein. Die Ampelfrau stieg auf Finns Hochbett und zog sich die Decke über den Kopf.

„Ich hau mich dann mal auf‘ s Ohr!“, dröhnte ihre kräftige Stimme, und die vier Gäste wünschten sich gegenseitig eine gute Nacht und süße Träume.

Finn löschte das Licht und schloss leise die Tür hinter seiner Schwester.

„Das war ein schöner Nachmittag.“ Mia lächelte.

Finn nickte und gähnte gleichzeitig. „Aber auch ein anstrengender.“

„Ein abenteuerlicher.“, korrigierte Mia ihn und die beiden kicherten drauf los und konnten nicht mehr aufhören zu kichern, bis sie mit ihren Eltern am Esstisch saßen. Draußen hatte der Regen etwas nachgelassen und es war dunkel geworden.

„Scheint so, als ob ihr Spaß hattet.“, schmunzelte Papa. Er und Mama sahen sehr erschöpft aus.

„Hatten wir!“ Mia grinste.

„Und der Kuchen ist fast weg.“, fügte Finn verschmitzt lächelnd hinzu.

Mama war erstaunt. „Wie? Der ganze Kuchen?“

Die Kinder warfen sich verstohlene Blicke zu. „Jeden Tag passieren Wunder.“, meinte Finn nur und zwinkerte Mia zu.

Daraufhin berichteten die Geschwister, welche Spiele sie heute alle gespielt hatten, und hörten ihren Eltern bei ihren langweiligen Gesprächen über ihren stressigen Arbeitstag zu.

„Gibt es eigentlich auch Ampelfrauen oder nur Ampelmännchen?“, fragte Mia urplötzlich in ein Gespräch über Börsenkurse und Finanzen hinein.

Mama grübelte kurz nach und zuckte dann mit den Schultern. „Das weiß ich nicht, Schätzchen.“, gab sie zu.

„Und können Regenwürmer in nassem Kaffeepulver leben wie unter der Erde?“, schob Finn die nächste Frage gleich hinterher.

„Regenwürmer in Kaffeepulver?“, echote Papa skeptisch und schaute seinen Sohn an, als ginge es ihm nicht gut. Dabei hatte sich Finn seit langem nicht so gut gefühlt.

„Ja, Papa, Regenwürmer in Kaffeepulver.“, drängelte er ungeduldig. „Geht das?“

„Na ja“, begann Papa, sichtlich etwas unbeholfen. „Ich weiß nicht, wie lange er ohne die Nährstoffe aus dem Boden-“

Da unterbrach Mia ihn auch schon wieder. Das Gespräch wurde mal wieder viel zu sachlich und erwachsenentauglich. Nichts für Kinder. Die bevorzugten kurze Antworten auf spannende Fragen. „Und wie bekommt einem Eichhörnchen denn überhaupt so ein Nusskuchen wie der von Mama?“

Papa machte den Mund auf, aber brachte nicht mehr als ein paar „Ähms“ und „Öhms“ hervor. Mama seufzte.

„Aber die wichtigste Frage: Können Gartenzwerge einen Schnupfen haben? Und bekommen die dann im Schlaf noch genügend Luft?“, bohrte Finn weiter.

„Was soll diese Fragerei denn?“ Mama rieb sich erschöpft die Schläfen. Sie sah übermüdet aus. „Ihr habt einfach zu viel Fantasie…“

„Und ihr zu wenig!“, hielt Finn dagegen.

In dieser Sekunde brandete ein tiefer, herzhafter Schnarcher auf, der aus dem Kinderzimmer kam und Bewegungslosigkeit am Tisch aufkommen ließ. Mama hörte auf zu kauen und guckte Papa verständnislos an.

„Die Waschmaschine wird wohl wieder kaputt sein…“, seufzte der und widmete sich wieder dem Essen auf dem Teller vor ihm.

„Sag ich doch!“ Finn stupste Mia grinsend an, die gleich darauf losprustete. „Zu wenig Fantasie, um die täglichen Wunder mitzubekommen. Und wenn‘ s auch nur ein dicker, verschnupft schnarchender Gartenzwerg in meiner Sockenschublade ist….“

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„Die Räuberschule“

Oder:

Mein erster Buchstabensalat

Wie in meinem ersten Blogbeitrag schon erwähnt war meine erste Geschichte meine aufgeschrieben Erinnerungen an die Kinderbücher, die unser Lehrer uns in der ersten Klasse vorgelesen hat.

Hier möche ich euch meine Version des Buches „Die Räuberschule“ von Gudrun Pausewang vostellen: 😉

Na, könnt ihr irgendwelche „Wörter“ entziffern? Ich habe es versucht, meine „Übersetzung“ findet ihr gleich hier unten… 😉

Die Räuberschule

Es war einmal Jule. Sie wohnte in Müffelhausen mit ihrer Großmutter in einem alten Haus, weil ihre Eltern gestorben sind. Als ihre Großmutter auch gestorben war, war sie ganz alleine. Außerdem hatte sie Sommersprossen und feuerrote Haare.

Außerdem gab es nicht weit weg den Schrattwald, wo die Räuber wohnen. Morgen will Jule in den Schrattwald. Jeder weiß, dass der Schrattwald gefährlich ist, weil es da Räuber gab.

Sie ging aber trotzdem in den Schrattwald. Es war sehr dunkel und kalt. Da beugte sich ein großes Gesicht über sie. Es war ein Räuber, aber sie nimmt allen Mut an sich und sagte: „Wer bist du?“ „Meinst du mich?“ „Ja, wer sonst, hier gibt es ja keinen anderen.“ Dort sogar (?) ganz schön viele essbare (? – Ich hoffe nicht!) Räuber und viele Kinder. „Oh nein“, sagte Jule nur. „Mehr von diesen Biestern.“

Und damit endet die Geschichte auch schon wieder… Ein ganz schöner Cliffhanger, oder?